Bei der von TEMS (Trusted European Media Data Space) veranstalteten Sitzung auf dem diesjährigen World News Media Congress ging es nicht um die neuesten Trends, sondern um eine oft übersehene Gelegenheit: wie vertrauenswürdige Datenzusammenarbeit den europäischen Journalismus in seinem Kern stärken kann.

Zu Beginn der Sitzung wurde darüber diskutiert, warum Daten im Nachrichten-Ökosystem noch nicht ausreichend genutzt werden. Zwar hat die Digitalisierung Formate und Arbeitsabläufe verändert, doch viele Medienorganisationen müssen noch den vollen Wert von Inhalten, Metadaten, Publikumsdaten und Personalisierung auf koordinierte und skalierbare Weise nutzen. Ein Grund ist das Vertrauen. Wie der Moderator Christophe Israël es formulierte, „bewegen sich Daten mit der Geschwindigkeit des Vertrauens“ – ein Satz, der sich durch den Rest der Diskussion ziehen sollte.

Es wurden vier laufende Trials des TEMS-Projekts präsentiert, die aufgrund ihrer unmittelbaren Relevanz für die Nachrichtenmedienbranche ausgewählt wurden.

Das erste Trial, das von der Agence France-Presse (AFP) geleitet wird, schafft eine B2B-Austauschplattform für faktenprüfende Inhalte. Diese Plattform befasst sich mit den Herausforderungen der Sichtbarkeit, Finanzierung und grenzüberschreitenden Wiederverwendung in einem Sektor, der trotz steigender Nachfrage fragmentiert bleibt. Durch die Verknüpfung zertifizierter Organisationen und die Integration mit dem European Digital Media Observatory (EDMO) soll die Plattform neue Einnahme- und Wiederverwendungsmodelle erschließen, darunter auch Datendienste für KI-Systeme.

Als Nächstes kam die Digital Revenue Initiative (DRIVE) an die Reihe, welche von Christiane Düsterfeld von der Deutschen Presse-Agentur dpa vorgestellt wurde. Diese Initiative bringt 30 regionale Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen, welche sich bereit erklären, ihre Nutzungsdaten zu teilen. Mithilfe eines gemeinsamen Data Warehouses und standardisierter Analysen sollen die Bedürfnisse der Nutzer besser verstanden und die Zahl der digitalen Abonnements erhöht werden. Das Projekt verarbeitet bereits über 90 Millionen Datenpunkte pro Tag und hat internationale Anerkennung erhalten.

Wir tauschen nicht nur Daten, sondern auch Wissen aus“, sagte Düsterfeld und betonte die Bedeutung des kollektiven Lernens in den Redaktionen.

Ignacio Gómez, Repräsentant des spanischen Verlags Henneo, stellte einen Trial vor, welcher sich mit datenschutzkonformer Werbung befasst. Da Cookies von Drittanbietern zunehmend verschwinden, erforscht das Projekt, wie Reinraumumgebungen und KI-basierte Propensity-Modelle genutzt werden können, um zielgerichtete Werbung zu schalten und gleichzeitig die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einzuhalten. Der Wert liegt dabei nicht nur in der Technologie selbst, sondern auch im zugrunde liegenden Kooperationsmodell.

Wir konkurrieren mit Giganten – und die gemeinsame Nutzung ist unsere einzige Möglichkeit, zu skalieren“, erklärte Gómez.

Die Botschaft war in jeder Hinsicht klar: Diese Versuche sind nicht theoretischer Natur – es handelt sich um lebedinge, strukturierte Bemühungen, funktionierende Modelle zu entwickeln, die skaliert werden können. Es geht auch nicht um isolierte Pilotprojekte, sondern um Brücken zwischen bestehenden lokalen Initiativen und einer künftigen gemeinsamen Infrastruktur.

Zum Abschluss der Session fasste Christiane Düsterfeld zusammen, was TEMS letztendlich ermöglichen soll: „Ein gemeinsamer Mediendatenraum, der Hürden abbauen, den Austausch erleichtern und Innovationen fördern kann. Er bietet einen zentralen Ort, an dem man sich vernetzen kann – und genau da beginnt der eigentliche Wert.

Für all jene, die sich in Krakau mit der Frage beschäftigten, wie sich der Journalismus an den Wandel anpassen kann, bot TEMS nicht nur Werkzeuge, sondern auch eine Richtung: hin zu Zusammenarbeit, Vertrauen und gemeinsamen Informationen.